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Eingeweht in Ustka, Polen

Eingeweht in Ustka, Polen
Fußgängerbrücke über die Slupia, Ustka

26.07.2019, Freitag

Darlowko - Ustka (Stolpmünde)  

47.5 sm   

8:10h   

 

Es gibt ein kleines Wetterfenster, welches sich schon am Nachmittag wieder schliessen soll. Dieses müssen wir nutzen.

 

Für den Vormittag sind gerade mal 6kn Wind in Böen 10kn mit einer Welle von gut 0,5 m angesagt. Dieser soll im Laufe des späten Nachmittages auf 10-12 kn in Böen 22kn steigen. Was uns hier zu schaffen macht, ist die grosse Differenz zwischen der normalen Windstärke und den Böen. Bei 12kn läuft die Lady noch schön unter Vollzeug, heisst Genua (grosses Vorsegel) und Grosssegel (Hauptsegel). Bei 22 kn müssen wir die Segelfläche um einiges verkleinern, da wir sonst von so einer Böe einfach mal auf die Seite gelegt werden. Der zunehmende Wind wird auch die Wellen wieder wachsen lassen.

Das ist der Grund, warum wir uns entschliessen, so abzulegen, dass wir die Brückenöffnung um 6:00 h bekommen.

 

Es ist eine schöne Stimmung auf der Wispre. Das Ufer, das sonst voller Menschen ist, schimmert im ersten Morgenlicht. Ein Fischerboot überholt uns vor der Brücke. Dann geht diese auf und der Fischer gibt Gas. Der Schwell, den wir bei der Einfahrt hatten, ist heute nur gering. Trotzdem geben auch wir Gas, um etwaigen Strömungen an der Mole entgegen zu wirken.


Wir setzen Genua und Gross bei 6 kn. Leider scheinen wir auch etwas Strom gegen uns zu haben. Wenn wir nicht den Zeitdruck auf Grund des Wetters hätten, bliebe der Motor aus. Aber so muss Mr. Volvo für die nächsten 3 Stunden mitschieben. 

Dann nimmt der Wind früher als erwartet zu. Der Volvo darf sich ausruhen, aber bald geht auch schon die Genua ins Reff.

Nach 7 ½ Stunden sind wir endlich in der Slupia. Doch als wir in die Marina in Ustka einlaufen, werden wir enttäuscht. Es gibt zwar Backbord Fingerstege, aber die Liegeplätze sind selbst für uns zu klein und gerade mal Zwei frei. 

Im Imray steht, dass man dann auch an der Mole Backbord festmachen kann, aber dort liegen in Zweierreihen die Fischerboote. Also versuchen wir es am Kopfende des Hafenbeckens. Kaum sind wir fest, kommt ein Fischerboot und verscheucht uns. Jetzt sind wir etwas verzweifelt und schlussendlich rufe ich den Hafenmeister an (Aktuelle Telefonnummer finden wir bei I Sailer),welcher englisch spricht und uns sehr nett einen Platz in der Slupia zu weisst. Wir liegen jetzt vor einer Ovni und ich bin überzeugt, dass diese schon vor ein paar Tagen Vis-a-vis in Darlowko gelegen hat. Und tatsächlich, es sind die Holländer, mit denen sich Klaus kurz unterhalten hatte.

 Plötzlich Alarm auf meinem Handy. Wir haben die angegebene Zeit bei SafeTrx überschritten und unser Sohn ist benachrichtigt worden, dass wir überfällig sind. Ich beruhige erstmal alle und melde uns ab. Die Rettungskette bei SafeTrx, einer App der Seenotretter, funktioniert. Irgendwie beruhigend….

Wetterbedingt bleiben wir wieder länger als geplant. Sietse und Jolanda laden uns auf ihre Dolfijn ein und wir lauschen ihren Erzählungen ihrer Weltumseglung. Ihre Ovni ist top ausgebaut. Ein Schiff, dass mir persönlich wirklich gefällt. Zum Sonnenuntergang gehen wir noch mal an die Mole.

Laterna Ustka
Leuchtturm in Ustka

 

27.07.2019, Samstag

Wir warten auf die Brücken Schliessung, um auf der Westseite die Bunkeranlage Bluecher zu besichtigen, welche von den Deutschen schon vor dem 2. Weltkrieg hier in die Dünen gebaut wurde. Sie ist in ein Museum umfunktioniert und es wird ganz gut dargestellt, wie die Soldaten hier gelebt und gearbeitet haben. Unsere danach geplante Strandwanderung macht Klaus alleine, weil der Wind so zugenommen hat, dass er den Sand wie ein Schmirgelpapier um unsere Beine weht.

 

 Fischerhafen von Ustka
Blick von der Blücher Bunkeranlage über den Fischerhafen von Ustka

Am späten Nachmittag teilt Johanna uns mit, dass sie eine SMS mit einer Sturmwarnung bekommen hat. Etwas später bekomme ich sie doch glatt auch. Das scheint ein Service vom polnischen Wetterdienst zu sein. Ich kann mir sonst nicht erklären, wo diese Nachricht herkommt. Wir sichern unsere Boote noch mal extra ab. Hinter uns malt der Himmel in den schönsten Rot - Variationen. Doch von dem Sturm selbst bekommen wir nicht viel mit. Aber der entstandene Schwell, der die Slupia hochrollt, lässt unsere Fender ganz schön Jammern.

Lieblingsplatz im neuen Lazybag
Lieblingsplatz im neuen Lazybag
Im Hinterland wird es düster
Im Hinterland wird es düster

28.07.2019, Sonntag

 

Nachdem heute morgen zwei andere Boote ablegen, möchte Klaus das auch. Ich bin anderer Meinung, denn die Wellen da draussen sind noch nicht ohne. Nach einem Gespräch mit Johanna bleiben wir und auch die Dolfijn im Hafen.

Wir leihen uns Fahrräder und radeln, dem E10 Radweg folgend, bis Rowy. Eine landschaftlich schöne Tour, nur der Radweg ist die letzten 10km so beschissen, dass wir diese auf dem Rückweg über die Strasse fahren. Ich lege mich einmal richtig auf die Nase, weil das Vorderrad im Sand stecken bleibt. Glück das da nur Sand war, sonst hätte das noch schlimmer ausgehen können. - Und dann steht da plötzlich ein Reh vor uns. Bevor ich es fotografieren kann, fährt Klaus wieder an, und weg ist es, gefolgt von einem Kitz, das ganz schnell über den Weg hüpft. Später schlängelt sich eine Ringelnatter vor mir über den Weg. Ich liebe diese naturnahen Erlebnisse.

Wieder in Ustka besprechen wir mit Johannna und Sietse den morgigen Wetterbericht. Es wird wohl ein Tag unter Motor, da wir den Wind voll auf der Nase haben. Zumindest die Welle hält sich in Grenzen. Die Dolfijn möchte auf Grund einer Gewitterwarnung für den Nachmittag schon um 6:00h auslaufen. Wir überlegen uns gegen 7:00h die Leinen loszuwerfen. Das Zeitfenster sollte reichen.

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